Nun sind die letzten zweieinhalb Wochen vor dem Start in Roth angebrochen. Meine Startnummer ist vergeben: 2105. Damit starte ich in der 9. Startgruppe um 7:25Uhr.
Ich habe in den letzten Monaten viel gelernt. Insbesondere nehme ich mich selbst stärker wahr. Triathlon ist nicht nur Schwimmen, Laufen und Radfahren. Die eigene Leistungsfähigkeit ist kein abgeschlossenes System, das immer wieder mit dem selben Ergebnis abgerufen werden kann. Viele Faktoren beeinflussen das Ergebnis von außerhalb.
Ich habe gelernt nicht nur stupide einen Trainingsplan "abzuarbeiten", sondern auf Zeichen des Körpers zu hören und zu spüren, was möglich ist und wann etwas ineffektiv ist. Es ist nicht entscheidend, ob die Radeinheit einmal 20 Kilometer kürzer ist, weil der Körper nicht bereit ist mehr zu leisten.
Zum Triathlon gehört auch Stabilisationstraining - um einen Ausgleich zu schaffen. Ein paar mal war ich auch beim Yoga, was mir sehr gut getan hat. Es nützt nichts, wenn man nur vor sich hin trainiert, aber eigentlich nicht spürt, was das mit einem selbst macht und wie es einen verändert. Beim Yoga konnte ich mir dessen bewusst werden.
Am 14. Juli wird sich zeigen, wozu man fähig ist. Und das ist nicht alleine vom Trainingszustand abhängig. Da fällt oft der etwas schwammige Begriff "Tagesform". Wie werde ich mich fühlen, wenn ich mitten in der Nacht aufstehen werde? Welche Gedanken werden meinen Kopf umkreisen?
Konzentration ist da gefragt. Sich selbst zu fokussieren. Ich hoffe, dass ich in den Minuten vor dem Start noch einmal ein ruhiges Fleckchen suchen kann, so wie es viele Triathleten vor einem solchen Tag machen. Für einen kurzen Moment die tausenden Menschen vergessen, die früh aufgestanden sind und bereits Banner über die Brücken des Main-Donau Kanals hängen. Für einen kurzen Moment nur die aufsteigenden Nebelschwaden über dem Kanal wahrnehmen, die Augen schließen und das warme Licht der Morgensonne auf die Augenlider fallen lassen. Für einen kurzen Moment die Ausrüstung vergessen, weil alles getan ist. Für einen kurzen Moment sich selbst bewusst zu werden: du hast alles mögliche getan, was du tun konntest. Nichts bringt mich jetzt zum zweifeln.
Ich habe mir dazu ein Mantra herausgesucht, welches mir Kraft geben wird zur Konzentration und welches ich immer wiederholen kann während des Rennens, wenn es schwer wird, wenn die Beine nicht mehr wollen oder der Kopf fragt: Warum tust du dir das an?
Ich habe mir dazu meinen Konfirmationsspruch ausgewählt, der mich aufbauen wird. Ich finde den Spruch sehr passend und habe ihn schon vor über 10 Jahren ausgewählt, als noch weit kürzere Strecken (auch im Leben) für mich eine Herausforderung darstellten:
"Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden."
Jesaja 40; 31